Es gibt eine Legende, nach der Deutsch fast die Amtssprache der USA geworden wäre. Durch die vielen deutschen Einwanderer in die USA war im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Deutsch eine der am häufigsten gesprochenen Sprachen der Vereinigten Staaten. Daher ist diese Legende gar nicht so abwägig. Tatsächlich gibt es aber bis heute noch keine offizielle Amtssprache in den USA. Allerdings hat sich Englisch als Sprache in Gerichten und Schulen durchgesetzt und ist auch in vielen Staaten die offizielle Amtssprache.
Während der zwei Weltkriege war natürlich die Stimmung gegen alles Deutsche in den USA eher schlecht, es galt sogar als unpatriotisch, Deutsch zu sprechen. Daher änderten viele deutschstämmige Amerikaner ihre Nachnamen und sprachen in der Öffentlichkeit kein Deutsch mehr.
Dennoch gibt es noch einige Orte in den USA, in denen Amerikaner noch immer Deutsch sprechen.
Wie viele Menschen in den USA sprechen Deutsch?
Laut dem Census (die amerikanische Volkszählung), war unter den Sprachen, die in den US gesprochen werden (außer Englisch), Deutsch:
1980 | 1 586 593 Deutschsprachige | 3. Stelle |
1990 | 1 547 987 Deutschsprachige | 3. Stelle |
2000 | 1 383 442 Deutschsprachige | 4. Stelle |
2010 | 1 067 651 Deutschsprachige | 7. Stelle |
Man kann also sehr klar einen Trend sehen, in dem die deutsche Sprache in den USA nicht mehr so oft gesprochen wird.
Wo wird in den USA Deutsch gesprochen?
Es gibt in den Vereinigten Staaten den sogenannten deutschen Gürtel, in dem es viele deutschsprachige Amerikaner gibt. Besonders in den Staaten:
- North Dakota
- Alabama
- Tennessee
- Kentucky
- Ohio
- Indiana
- Arkansas
- Missouri
- Iowa
- Wisconsin
- Kansas
- Montana
- Idaho
- Wyoming
- Utah
- Colorado
Deutschsprachige 2000 in den USA laut dem Census Bureau:
Welche varianten der deutschen Sprache gibt es in den USA?
Einige für uns ungewohnte Dialekte haben sich nach Generationen erhalten. Die Varianten der deutschen Sprache sind ein Mix aus dem Dialekt des Herkunftsorts und dem Englischem. Einige neue Wörter wurden sogar hinzugefügt. In einigen Familien und Gemeinden wird zu Hause und unter sich Deutsch und außerhalb, zum Beispiel in der Schule oder Arbeit Englisch gesprochen.
Texasdeutsch
Hauptsächlich Mitte der 1800er-Jahre kamen viele Deutsche Einwanderer nach Texas. Zumeist mit der Mainzer Adelsgesellschaft siedelten sich viele Deutsche in diesem Staat an und gründeten unter anderem Fredericksburg und New Braunfels.
Die ersten Jahrzehnte waren die deutschsprachigen Siedlungen ziemlich isoliert, was unter anderem auch mit der Einstellung vieler Deutschtexaner gegen die Sklavenhaltung zu tun hatte. Da viele dieser Einwanderer kein Englisch lernten, entstand eine deutsche Sprachinsel um Fredericksburg. Während sich in Deutschland die Sprache veränderte, blieben altdeutsche Worte in Texas erhalten, andererseits wurden auch einige Wörter mit englischen ersetzt. Manchmal waren die Texasdeutschen in der neuen Heimat auch kreativ und haben neue Wörter erfunden, so wurde beispielsweise das Stinktier Stinkkatze genannt.
In Fredericksburg gab es nach 1900 englischsprachige Lehrer in den öffentlichen Schulen. Im Ersten Weltkrieg wurde der Deutschunterricht sogar komplett verboten. Da die deutsche Sprache auch während des Zweiten Weltkrieges verpönt war, gibt es heutzutage nicht mehr so viele Menschen, die Texasdeutsch sprechen, wenn dann sind das eher ältere Menschen. Traurigerweise sieht es so aus, als ob das Texas German langsam ausstirbt.
In diesen Texasnischen Städten kannst du vielleicht noch Texasdeutsch hören:
- Fredericksburg
- New Braunfels
- Schulenburg
- Stonewall
- Boerne
- Harper
- Comfort
- Weimar
Eine Hörprobe von Texasdeutsch auf Youtube – Mehr Informationen zu Texasdeutsch
Pennsylvania Dutch
Auch wenn Dutch auf Englisch eigentlich holländisch heißt, ist hier Deutsch gemeint. Aus Pennsylvania Deitsch wurde Pennsylvania Dutch.
Seit dem 17. Jahrhundert siedelten sich in Pennsylvania Deutsche an, die meist aus der Pfalz kamen. Unter diesen Einwanderern waren Protestanten, Mennoniten, Amisch und Mitglieder der Hernhuter Brüdergemeinde. Diese Einwanderer besiedelten Städte wie Allentown, Hershey, Lancaster, Reading und York im sogenannten Pennsylvania Dutch Country.
Das Pennsylvania Dutch ist eine Mischung aus pfälzischem Deutsch und Englisch. Auch hier wurden altdeutsche Worte erhalten und neue englische Worte hinzugefügt.
Auch das Pennsylvania Dutch verschwand während der Weltkriege etwas, vor allem in der Öffentlichkeit. Aber vor allem in den Amisch und Mennonitengemeinden hat diese Sprache überlebt. Die besten Chancen auf einen Pennsylvania-Dutch-Sprecher zu treffen, hast du in diesen US-Staaten:
- Pennsylvania
- Ohio
- Indiana
- New York (Yates County)
Eine Pennsylvania Dutch Hörprobe auf YouTube
Yiddish – Judäo Deutsch
Yiddish ist eine vom Deutschen abgeleitete Sprache, die Ashkenazi Juden ab dem 9. Jahrhundert in Europa sprachen. Yiddish enthält Elemente aus dem Deutschen, Hebräisch, Aramaic, Lateinisch und auch aus dem Slawischen.
In USA gibt es gerade in Brooklyn viele Yiddish sprechende Juden.
Außerdem kannst du Yiddish hören in:
- New York
- New Jersey
- Florida
- Kalifornien
- Maryland
- Connecticut
- Ohio
- Michigan
- Illionis
- Arizona
Hörprobe und Vergleich von Deutsch und Yiddish auf Youtube
Fazit
Einwanderer aus Deutschland haben sich seit Jahrhunderten in ganz Amerika angesiedelt. Besonders wo sich die Einwanderer in der neuen Heimat aus religiösen Gründen isoliert haben, hat sich die deutsche Sprache lange erhalten. Dennoch sind einzigartige Sprachen entstanden, die aus den alten Dialekten der Herkunft und dem Englischem geboren wurden. Jemand aus Deutschland hätte wohl Probleme einer Unterhaltung zu folgen. Leider sind diese Abkömmlinge der deutschen Sprache teilweise vom Aussterben bedroht, besonders außerhalb religiöser Inseln. Diese Sprachvarianten werden kaum noch von jungen Menschen erlernt.
Einige deutsche Wörter, wie beispielsweise Kindergarten, Bratwurst, Gesundheit (beim Niesen) und Rucksack haben es sogar in den allgemeinen amerikanischen Sprachgebrauch geschafft.
Immer noch wählen viele Deutsche, Schweizer und Österreicher die USA als ihre neue Heimat, aber dies sind im Normalfall einzelne Personen oder Familien, die sich dann schnell integrieren. Die Anzahl deutscher Auswanderer ist gesunken und es wird sich nicht mehr gruppenweise an einem Ort niedergelassen. Oft wird schon in den dritten Generationen kein Deutsch mehr gesprochen. Einzelne Wörter, die man von Oma oder Opa gelernt hatte, können dann einige dieser Amerikaner vielleicht noch aus ihrem Gedächtnis kramen und diese werden dann gerne neuen Deutschen Auswanderern präsentiert.
Dennoch gibt es noch einiges an deutscher Kultur in den USA zu entdecken. Deutsche Oktoberfeste und Weihnachtsmärkte findest du im Kalender und auch vieles Deutsches, wie Geschäfte, Bäckereien, Metzgereien, Vereine, Schulen, Kirchen usw. findest du im Heimat-Kompass hier im Blog.
Übrigens gibt es zu Ehren der deutschen Einwanderer und deutscher Herkunft sogar einen German-American Day.