Trinkgeld in den USA ist mehr als eine kleine Belohnung für sehr guten Service. Servicekräfte in den USA brauchen das Trinkgeld (Tip) zum Überleben. Daher ist es sehr wichtig zu wissen, wie man richtig tippt und wo welcher Prozentsatz beim Tipping erwartet wird.
IN KÜRZE:
In den USA sind 15–20 % des Rechnungsbetrags als Trinkgeld üblich, je nach Zufriedenheit mit dem Service. Bei außergewöhnlich gutem Service kann es auch mehr sein. Weniger als 15 % gilt oft als Zeichen von Unzufriedenheit. In Bars, Taxis oder beim Lieferservice sind 1–2 Dollar pro Getränk oder etwa 10–20 % angemessen.
Warum sollte man in den USA Tippen
Im Jahr 2021 hatten einige Staaten noch keinen Mindestlohn für Kellner, sodass einigen nur 2,13 US-Dollar (cash wage) pro Stunde bezahlt wurde. An ruhigen Tagen, wenn sie kein oder wenig Trinkgeld bekamen, gingen einige Servicekräfte mit weniger als dem Minimallohn nach Hause. Deshalb gab es im selben Jahr Bestrebungen, einen Mindestlohn für diesen Beruf einzuführen. Mithilfe dieser Initiativen sollen Servicekräfte nicht nur auf Trinkgeld angewiesen sein und zu mindestens den Mindestlohn erhalten. Das heißt, macht zum Beispiel eine Bedienung an einem Tag kein Trinkgeld oder insgesamt weniger als den Mindestlohn mit ihrem Stundenlohn, müsste ihr der Arbeitgeber den Rest bezahlen. In der Praxis funktioniert dies leider nicht immer wie vorgesehen.
Man sollte dazu wissen, dass selbst wenn dies funktioniert wie vorgesehen, der Mindestlohn in keinem Staat reicht, um sich eine Wohnung zu mieten und zu leben. Daher ist es extrem wichtig zu wissen, wann Trinkgeld erwartet wird und dies auch dementsprechend zu zahlen.
Es ist leider eine Unart in den USA wie Arbeitgeber entweder ihre Kunden mit Trinkgeld ihre Arbeitnehmer zahlen lassen oder besonders im Einzelhandel ihnen so geringe Löhne zu geben, dass sie auch mit einer 40 Stundenwoche noch Food stamps beantragen müssen.
Wie und wieviel Tipp sollte man zahlen
Restaurant Service am Tisch
Es ist nicht üblich, dass jeder im Restaurant eine extra Rechnung bekommt. Man zahlt als Gruppe und macht das dann nachher untereinander aus.
Frage nach der Rechnung dann bekommst du meist eine Mappe mit der Rechnung. Lege zu der Rechnung den Betrag plus tip oder deine Kreditkarte und schreibe zur Rechnung den Trinkgeldbetrag (Tip amount) und den Gesamtbetrag (Total) und unterschreibe. Wenn ein Service Charge auf der Rechnung/Kassenzettel ausgewiesen ist, dann ist es nicht nötig zusätzliches Trinkgeld zu geben.
In einigen Restaurants kommt die Bedienung mit einem Kreditkartengerät an den Tisch, dort können dann sogar Buttons für Tipp mit Prozentangaben sein.
Achtung: Schaue dir die Rechnung an, ob dort schon das Trinkgeld enthalten ist “Tip included” oder “service charge”, wenn dem so ist, ist es nicht unbedingt nötig noch zusätzliches Trinkgeld zu geben. Kann man machen, muss man aber nicht.
Am besten ist Bargeld auf dem Tisch liegen zu lassen, da nicht alle Trinkgelder beim Waiter ankommen. In einigen Restaurants müssen Bedienungen mit Tipp poling-sharing ihr Trinkgeld mit dem Koch usw. teilen. Das klingt zwar fair, da aber Köche besser bezahlt werden, ist es nicht immer fair.
So und nun zu dem für mich schwierigen Teil, wie viel ist hier angebracht? Dazu gibt es wie immer verschiedene Meinungen. Für eine Bedienung in einem Restaurant mit Service am Tisch ist 15% Standard aber 18-25% des Rechnungsbetrages vor der Steuer ist eine gute Praxis. Ich finde es immer am einfachsten 20% zu geben, das ist einfach zu errechnen und mehr ist natürlich immer besser. Es gibt dazu einige Apps, mit denen man das einfach berechnen kann, ich habe meinen Taschenrechner auf zwei Beinen immer bei mir.
Es wird beim Service am Tisch nicht gerne gesehen, wenn du Trinkgeld mit Münzen gibst, hier sollte es rascheln.
Counter Service – nicht am Tisch
Counter Service ist ein Cafe, Bar, Restaurant wo du als Kunde zur Theke (Counter) gehst, bestellst und dann entweder dein Essen oder Getränke entgegennimmst oder dann an den Tisch gebracht bekommst. Hier wird kein Trinkgeld von dir erwartet, es ist den Arbeitskräften hier oft sogar untersagt Trinkgeld entgegenzunehmen. Manchmal drücken die Manager ein Auge zu und „übersehen“ die Schüssel an der Theke, in die man das restliche Kleingeld oder 1-2 Dollar geben kann. Achtung es gibt manchmal eine Schüssel oder Glas für Trinkgeld und manchmal ein Tellerchen oder Schüsse mit dem Hinweis „Take a penny leave a penny“ das sind zwei verschiedene Sachen. Die Schüssel mit den Pennys ist, wenn du Wechselgeld bekommst, und du die Pennys nicht magst kannst du sie in der Schüssel lassen. Fehlt dem nächsten Kunden ein Penny nimmt er sie aus der Schüssel. Viele Amerikaner mögen die Pennys nicht und wollen sie nicht nutzen.
Achtung: Es gibt in solchen Plätzen oft bei Nutzen der Kreditkarte die Möglichkeit Trinkgeld zu geben, dieses Trinkgeld kommt aber nicht immer bei den Arbeitskräften an. Wenn du hier Trinkgeld geben willst, lege es in die Schüssel oder lasse es am Tisch liegen. Eine wohlhabende Dame hat mir einmal erklärt das sie in Restaurants immer ein kleines zusätzliches Trinkgeld unter den Teller legt, damit diejenigen die abräumen auch was bekommen. In solchen Restaurants und Cafes sind Münzen auch ok.
Bars
In Bars sind 1-2 Dollar pro Drink üblich. Passe beim Bezahlen auf manche Bartender behalten automatisch das Restgeld, wenn du nichts sagst.
Taxis, Uber, Lift
In Taxis solltest du vor dem Einsteigen fragen, ob sie Kreditkarten nehmen. Wenn dir der Taxifahrer-in sagt er kann dir kein Wechselgeld geben, kann das der Wahrheit entsprechen oder auch nicht. Wegen Überfällen haben sie oft nicht viel Geld im Auto. 5-10% Trinkgeld ist hier üblich.
Hotels
In den Hotels ist das Trinkgeld geben auch von der Klasse des Hotels abhängig. In einem Luxushotel wird vermutlich ein höheres Trinkgeld erwartet als in den Hotels, die ich von innen gesehen habe.
Room Service
Es ist üblich dem Room service $2-10 pro Tag auf das Bett oder die Kommode zu legen. Manche machen das täglich, manche am Abreisetag. Ich würde täglich empfehlen, dann bekommen alle Reinigungskräfte etwas und du bekommst vielleicht sogar besseren Service.
Kofferträger
Je nach Hotel gibt man Kofferträgern $1-10 pro Koffer.
Valet-Parking
Gibt es im Hotel ein Valet-Parking wird jemand deinen Autoschlüssel entgegennehmen und dein Fahrzeug für dich parken. Es gibt hierzu keinen Standard, es kommt einfach sehr auf das Hotel und deinen Wagen an. Auch hier ist es fairer sowohl demjenigen der das Auto entgegennimmt als auch demjenigen der es wieder bringt etwas zu geben.
Concierge
Gerüchten zu Folge gibt es in New York den sogenannten $20 Trick. Man solle beim Einchecken eine gefaltete $20 zwischen die ID und die Kreditkarte legen, das könnte einem ein kostenloses Upgrade verschaffen. Wie gesagt dies ist ein Gerücht.
Ansonsten ist es nur üblich dem Concierge ein Trinkgeld zu geben, wenn dieser etwas Besonderes für dich macht, zum Beispiel eine Reservierung für ein Restaurant wo es schwer ist einen Platz zu bekommen.
Friseur, Massage therapist und andere Servicekräfte
Gehst du in den USA zum Friseur, oder lässt dich im Spa massieren oder die Nägel machen sind 15-20% Trinkgeld üblich. Im Allgemeinen kann man sagen für die meisten Servicekräfte sind 20% ein gutes und einfaches Trinkgeld.
Fazit
Trinkgeld ist in den USA für viele Servicekräfte ein Teil ihres Einkommens, das sie zum Leben benötigen. Das einfache Aufrunden, wie wir es in Deutschland manchmal machen, reicht hier nicht. 20% vom Rechnungsbetrag vor Steuer (Tax) ist für das Trinkgeld in den USA eine gute Daumenregel. Das Trinkgeld ist hier zwar offiziell freiwillig, wird aber erwartet und auch benötigt.
Nachtrag
In den letzten Jahren haben viele Firmen ihre Kunden mit ihrer Trinkgeldpolitik verärgert. Selbst Services in denen es bis dahin total unüblich war Trinkgeld zu geben, fragen nun nach Trinkgeld. Beim Bezahlvorgang wird man in den USA nun immer öfter nach Trinkgeld gefragt und muss aktiv „Kein Trinkgeld“ klicken. Dies passiert sogar beim Bezahlen von Dingen bei denen man gar keinen „Service“ erhalten hat und es sehr fraglich ist, wer dieses „Trinkgeld“ erhalten sollte. Du brauchst bei solchen Methoden kein schlechtes Gewissen haben, dies ablehnen.